20. Oktober 2025
Wilhelm König wurde die Ehrendoktorwürde der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) verliehen. Damit wird das Lebenswerk des Reutlinger Dichters und Sammlers gewürdigt, der sein Württembergisches Mundartarchiv im vergangenen Jahr der PH anvertraut hat. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde sei ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung seiner der Wissenschaft dienenden Leistungen in der Erfassung, Dokumentation und Erforschung von Mundarten, sagte PH-Rektorin Professorin Dr. Karin Schweizer. Die Ehrung sei zugleich ein Moment des Danksagens. Mit dem seit 2024 in der Hochschulbibliothek beheimateten Mundartarchiv Wilhelm König sei es der Hochschule möglich, die Bestände in Wissenschaft und Forschung mit einzubeziehen und wissenschaftlich fundierte Ideen für den Umgang mit Dialekt zu entwickeln. Er sei stolz auf den Namen „Mundartarchiv Wilhelm König“, sagte König.
PH-Rektorin Professorin Dr. Karin Schweizer verleiht
Wilhelm König die Würde eines Ehrendoktors
für seine Verdienste in der Erfassung,
Dokumentation und Erforschung von Mundarten.
Juni 2024
Das Württembergische Mundartarchiv hat eine neue Heimat. Die Sammlung mit Literatur und Objekten deutscher Dialekte wanderte von einem ehemaligen Kloster zu einem anderen ehemaligen Kloster, von Bad Schussenried im Landkreis Biberach nach Weingarten im Kreis Ravensburg.
Dort ist es im Fruchtkasten der Benediktiner untergebracht, der auch seit einiger Zeit die Bibliothek der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten beherbergt. Wurde es bisher „Zentrales Württembergisches Mundartarchiv“ genannt, heißt es jetzt „Württembergisches Mundartarchiv Wilhelm König“. Der Namenszusatz ist eine Reverenz an den Reutlinger Mundartdichter Wilhelm König, der das Archiv gegründet und aufgebaut hat
Bei der Eröffnung sagte der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser: „Das ist ein guter Tag für die PH Weingarten und für Wilhelm König. Das Archiv fügt sich in die erfolgreiche Arbeit der Heimatpflege in Baden-Württemberg ein.“ Und der Bundestagsabgeordnete Michael Donth (CDU) nannte das Archiv einen „Leuchtturm für den schwäbischen Dialekt“. An der PH Weingarten scheint das Archiv gut aufgehoben, beschäftigen sich doch die Studierenden in Seminaren mit dem Dialekt. „Wir setzen uns auf vielen Ebenen damit
auseinander“, bestätigte die Professorin Christiane Hochstadt.
„Krönung des Lebenswerks“
Die Hochschule bemüht sich in der Lehramtsausbildung, Dialekt sprachdidaktisch und sprachkritisch aufzunehmen, die sprachliche Vielfalt des Dialekts aufzuzeigen, diesen zu etablieren und damit einem Verlust an Mehrsprachigkeit entgegenzuwirken. Da hält es Rektorin Karin Schweizer für sinnvoll, das Mundartarchiv in eigenen Räumen zu haben, integriert in die Hochschulbibliothek. Das Archiv verfügt über 8.000 Objekte verschiedenster Art, aber nicht nur Literatur gehört zum Bestand. Tonbanddokumente, Kassetten und Schallplatten mit Mundart-Songs wie von Wolle Kriwanek sind darunter, außerdem Plakate, Aufkleber und Veranstaltungsprogramme.
Und alles nicht nur auf Schwäbisch. König hat immer auf die Pluralität der Dialekte Wert gelegt und auch Werke mit badischer, Schweizer, bayerischer, hessischer oder friesischer Mundart gesammelt. Darunter auch Zeugnisse aus früheren deutschsprachigen Gebieten wie Siebenbürgen, Schlesien oder Ostpreußen.
Der inzwischen 88 Jahre alte König sieht die Einrichtung des Mundartarchivs in Weingarten als „Krönung seines Lebenswerks“. Er selbst gehört zu den Vertretern der sogenannten Neuen Mundartliteratur. Diese Autorinnen und Autoren formten die Dialektliteratur zu einer ernsthaften Gattung. Selbst hat König Romane wie „Näher zum Himmel oder der Fall Karl Simpel“ geschrieben – auf Hochdeutsch –, aber auch Gedichtbände in kernigem Ermstäler Schwäbisch herausgebracht.
Initialzündung seiner Sammelleidenschaft war ein Internationales Treffen der Mundart-Verleger 1978 in Reutlingen an der damaligen PH Reutlingen. Die Verleger versprachen, stets von all ihren Mundart-Titeln zwei Exemplare an König zu schicken, der im gleichen Jahr die Württembergische Mundartgesellschaft gegründet hat. So kam bald eine Basis für die Sammlung zustande.
Er profitierte auch von der Stadtbibliothek Stuttgart, die ihre gesamte schwäbische Sammlung auflöste. „Das kam wöchentlich ein Paket“, erzählt König schmunzelnd. Darunter waren solche Preziosen wie die Vorstufe des schwäbischen Wörterbuchs von Hermann Fischer dem Älteren. Wegen des ständig wachsenden Bestands sah sich König nach einem Ort um, der auch öffentlich zugänglich ist, und der frühere Tübinger Regierungspräsident Hubert Wicker vermittelte ihm Räume im ehemaligen Kloster der Prämonstratenser von Bad Schussenried. Dort nahm das Archiv 1999 auf 300 Quadratmetern Fläche seine Arbeit auf. Zunächst war die PH Weingarten davon ausgegangen, dass das Archiv in Bad Schussenried verbleibt. Der Nachteil des Standorts war jedoch seine Abgelegenheit, außerdem tauchten bauliche Probleme auf. So war der Umzug nach Weingarten folgerichtig.
Juni 2024
Mundartgesellschaft Württemberg e. V.
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